Historie Pützchens Markt

Direkt am Fuße des Ennerts, wo die Gleise der Industriebahn Beuel-Großenbusch am Rande des ehemaligen Braunkohle- und Alaunabbaugebietes liegen, findet jedes Jahr nach Maria Geburt am zweiten Wochenende im September die umsatzstärkste Fünftagekirmes Deutschlands statt. Bis zu 1,5 Mio. Besucher vergnügten sich auf dem Marktplatz im Bonner Osten.

Die Geschichte von Pützchens Markt ist alt, sehr alt und reicht in die Zeit vor den Kreuzzügen zurück. Am Anfang des 11 Jahrhunderts (so um 988) gab es eine große Dürre im Land und in allen Teilen des Landes mangelte es an Wasser. Sogar aus dem Westerwald wurde das Vieh zum Rhein getrieben. Die Äbtissin Adelheid des Klosters im nahen Vilich versuchte dem Volk zu helfen. Der Legende nach stieß sie mit der Kraft der Gebete mit einem Stock in das Erdreich und es entsprang eine Quelle. Diese Quelle heißt bis heute Adelheidispützchen. Vielleicht hat sie ja geahnt, daß die Tonschichten des Ennerts das Wasser hier sprudeln lassen.

Der Brunnen ist an der Kirche in Pützchen noch heute zu besichtigen. Die Äbtissin Aldelheid wurde 1966 von der katholischen Kirche in Rom heilig gesprochen.

Diese Quelle in Pützchen wurde zur Heilquelle, denn sie sollte nicht nur wertvolle Mineralien beinhalten, sondern sollte auch heilende Kräfte innehaben. In der damaligen Zeit waren solche Heilquellen oft die einzige Hoffnung. Augenkranke kamen von weit her, um die Quelle für die Genesung zu benutzen. Für die Pilger gaben die Karmeliter 1696 ein Büchlein mit 13 wunderbaren Heilungen heraus. Wann aber genau die ersten Pilger nach Pützchen kamen, läßt sich nicht genau belegen.

Die Pilger müssen zu Tausenden gekommen sein, so dass im 17 Jahrhundert drei Eremiten (Einsiedler) die vielen Pilger betreuten. Es entstand eine Kapelle und ein Badehaus, welches Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg einrichten ließt. Sogar aus Flandern kamen Pilger nach Pützchen, um von der Quelle zu profitieren.

Während heute die Gegend dicht bebaut ist (abgesehen von den Marktflächen), wohnten im 17. Und 18. Jahrhundert nur wenige Menschen hier. 1706 wurde ein Kloster und 1724 die Kirche in Pützchen erbaut.

An den Quellenfund wird jedes Jahr mit einem Markt erinnert. Das bunte und lustige Treiben gibt es nun seit 634 Jahren (2001). Ursprünglich war es ein richtiger Markt, auf dem Ware gekauft und verkauft wurde. Das erste Mal wurde der Markt schriftlich 1732 in einer Rechnung erwähnt. Es stellten sich fliegende Händler ein. Die Belustigung spielte im Mittelalter nur eine Nebenrolle, trotzdem waren schon Musikanten und Gaukler dabei. Der heutige Plutenmarkt erinnert an diesen Ursprung.

Auch Kurfürst Clemens August war häufiger Gast auf Pützchens Markt. Er ließt der Geschichte nach seinen Wagen durch die Töpferwaren fahren, nur um das Geschrei der Marktweiber zu hören. Er entschädigte sich aber auch fürstlich!

1856 sollte der Markt beinah verboten werden, da alle Märkte auf Sonntage entfallen sollten. Die Kirche und die lokalen Bürgermeister wehrten sich mit Erfolg gegen das Todesurteil von Pützchens Markt. Immerhin ist die Kirche und der Ort durch diese Quelle und ihre Pilger entstanden.

Mit dem 20. Jahrhundert nahm dann das Vergnügen die wichtigste Stellung am Markt ein. Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurde erste Fahr- und Erlebnisgeschäfte möglich.

Nur in wenigen Jahren fiel die Kirmes aus.

1892 wurde die Kirmes wegen der Gefahr der Cholera das erste Mal abgesagt. Aus Hamburg wurde die schlimme Krankheit auch ins Rheinland verschleppt.

Auch während des 2. Weltkrieges fiel die Kirmes in den letzten Kriegsjahren aus. Nach dem Krieg wurde das verpasste aber nachgeholt. In den Hungerjahren nach 45 gab es hier das erste Mal Essen ohne Marken zu kaufen und 1948 wurden die Mägen so richtig voll gestopft.